Tragfähige Geschäftsmodelle für die Erzeugung von grünem Wasserstoff auf See oder die Speicherung von Kohlendioxid unter dem Meeresboden sind auf eine kostengünstige Unterwassertechnik angewiesen. Deshalb haben Bosch Rexroth und Wittenstein motion control in einer gemeinsamen Entwicklung den elektromechanischen Unterwasseraktuator eSEA Spin für die stufenlose Durchflussregelung von Gasen und Flüssigkeiten entwickelt. Er wird in bis zu 4000 Meter Wassertiefe über eine 24 Volt Spannungsversorgung betrieben und benötigt daher keine bisher üblichen Hydraulikleitungen von der Wasseroberfläche bis zum Meeresgrund. Das senkt sowohl die Investitionskosten der gesamten Unterwasseranlage als auch die Betriebskosten.
Gemeinsame Entwicklung auf Basis bewährter Komponenten
„Die Entwicklung des eSEA Spin ist nicht nur eine technologische Errungenschaft, sondern auch ein Beweis für erfolgreiche Zusammenarbeit. Indem wir die Expertise von Wittenstein im Bereich Getriebetechnologie mit der Kompetenz von Bosch Rexroth in Automatisierung und Elektronik vereinen, entwickeln wir Lösungen, die Mehrwert für unsere Kund:innen bieten. Gemeinsam gestalten wir die Zukunft vollelektrischer Aktuatorik in der Unterwassertechnik“, fasst Steffen Haack, Vorstandsvorsitzender von Bosch Rexroth, zusammen.
„Bosch Rexroth und Wittenstein verfügen beide über eine umfassende und langjährige Anwendungserfahrung auf dem Gebiet der Unterwassertechnik. Unsere Getriebe und elektromechanischen Module sind auf die geforderte Lebensdauer von mehr als 25 Jahren im Meer ausgelegt und haben sich über diesen Zeitraum bewährt“, hebt Bertram Hoffmann, Vorstandsvorsitzender von Wittenstein, hervor.
Elektrischer Aktuator ersetzt Hydraulik
Bisher werden Ventile in Unterwasseranlagen meist durch unbemannte, ferngesteuerte Unterwasserfahrzeuge oder hydraulisch betätigt und müssen dazu mit einer Hydraulikleitung von der Wasseroberfläche aus versorgt werden. Der eSEA Spin ist genauso kompakt wie hydraulische Module und verstellt Drosselventile rotatorisch mit einem Drehmoment von bis zu 2700 Newtonmeter. Das entspricht dem Drehmoment eines 380 Kilowatt Verbrennungsmotors für große Traktoren. Dazu benötigt der eSEA Spin aber lediglich eine elektrische Leistung von 480 Watt. Sie wird auf zwei redundante 24 Volt Motoren mit jeweils eigenen Reglern geleitet, die über ein Planetengetriebe Drehbewegungen für die präzise Durchflussregelung erzeugen.
Intelligente Software maximiert Verfügbarkeit
Die robuste Steuerungselektronik basiert auf einer Steuerung aus dem Automobilsektor, die in großen Stückzahlen und hoher Qualität gefertigt wird. Darüber hinaus erfassen Industriesensoren für das Zustandsmonitoring kontinuierlich Betriebsdaten wie die absolute Position und das Drehmoment. Das ermöglicht die präzise Durchflussregelung des Ventils. „Bosch Rexroth verfügt über die Software-Expertise und die Erfahrung, um aus diesen Daten relevante Informationen zu filtern, sie mit den integrierten digitalen Zwillingen der Komponenten zu verknüpfen und damit die Verfügbarkeit des Antriebsmoduls über die Einsatzdauer hinweg zu verbessern“, so Haack.
Standardisierte Schnittstellen für Mechanik und Kommunikation
Der neue Aktuator verfügt über die mechanische Schnittstelle der ferngesteuerten Unterwasserfahrzeuge der Klasse 4 sowie die standardisierte Schnittstelle Stufe 2 für die elektrische Leistungsversorgung und Kommunikation mit übergeordneten Anlagen auf der Offshore-Plattform. Die Integration des Antriebsmoduls erfolgt innerhalb weniger Minuten.
Die Verlagerung von Funktionen in die Software reduziert die Komplexität und die Anschaffungskosten gegenüber bisher am Markt verfügbaren Aktuatoren. Der eSEA Spin fügt sich ohne Zusatzaufwand in die elektrische 24 Volt Infrastruktur von Unterwasseranlagen ein und ermöglicht es, die Ventile auch in größerer Entfernung zu betätigen. Durch den niedrigen Energieverbrauch reduzieren sich die Betriebskosten über die gesamte Einsatzdauer. Der neue Aktuator ergänzt das eSEA-Portfolio von Bosch Rexroth für lineare und rotative Bewegungen, die Unterwasserventile mit unterschiedlichen Funktionen und Anforderungen regeln. Dabei reicht eine 24 Volt Stromversorgung aus, die perspektivisch die gesamte Hydraulikanlage mitsamt Leitungen zum Meeresboden ersetzen wird. Diese Elektrifizierung senkt die Hürden für die kommerzielle Herstellung von grünem Wasserstoff auf See oder die Einlagerung von Kohlendioxid in Speicher unter dem Meeresboden.
eSEA Spin im Mai erstmals auf der Offshore Technology Conference 2025
Auf der Offshore Technology Conference 2025 in Houston, Vereinigte Staaten, wird der eSEA Spin erstmals vorgestellt. Unter dem Motto „Waves of Innovation Offshore Energy Excellence“ stehen dort Fortschritte in der Offshore-Energie im Fokus. Bosch Rexroth und Wittenstein stellen gemeinsam am Stand 3219 aus und geben im Vortrag „Ensuring Precise Flow Control Optimized Multiturn-Actuation For Low-Power Applications“ Einblicke in die Entwicklung des neuen Multiturn Aktuators.












